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BIOGRAPHIE

Textbilder - FrühzeitFrantisek Zdenek Moric Augustin Eberl wird am 25. 5. 1887 als Sohn katholischer Eltern in Prag geboren. Die Familie Eberl hat schwedische und französische Wurzeln und gehört zum gehobenen Bürgertum der Stadt. Frantisek Eberl senior ist Präsident der Länderbank in Prag, Hauseigentümer, Bezirksvorsteher des Prager Wohnbezirks Smichov und überdies am Transportunternehmen seines Schwiegervaters beteiligt und kann seinen Kindern - Eberl hat eine Halbschwester aus der ersten Ehe des Vaters - eine behütete Kindheit bieten.

Früh zeigt sich das Talent des jungen Frantisek und bereits 1903 erfolgt sein Eintritt in die Prager Akademie der schönen Künste, wo er zusammen mit Emil Filla unter Vlaho Bukovac unterrichtet wird. Es stellt sich jedoch rasch heraus, dass Eberls künstlerische und gesellschaftliche Vorstellungen nicht mit den Erwartungen der traditionellen Institution in Einklang zu bringen sind und er verläßt Prag bald darauf zu einem mehrmonatigen Aufenthalt bei schwedischen Verwandten.

Schließlich schreibt sich Eberl - der ausgezeichnet deutsch spricht - im Oktober 1904 an der Akademie der bildenden Künste in München ein. Von da an erhält er stets ausgezeichnete Bewertungen von seinen Professoren (Karl von Marr, Angelo Jank und Franz von Stuck); Fleiß und Talent des jungen Künstlers werden in den Zeugnissen besonders lobend hervorgestrichen. Auch der Gewinn eines Preises für eines seiner Werke aus dieser Zeit ist historisch dokumentiert. Während der Studienzeit unternimmt Eberl weitere Reisen nach Schweden, Dänemark und Holland. 1909 findet seine erste große Einzelausstellung im Prager Rudolfinum statt. Zu dieser Zeit hat der Künstler sein Studium bereits beendet und ist selbst als Lehrer an der Akademie tätig sowie als Mitglied der Münchner Secession an mehreren Ausstellungen beteiligt. 

Nach Anfertigung mehrerer pikanter Karikaturen, die das bayrische Herrscherhaus zum Ziel hatten, muß Eberl München jedoch verlassen und  läßt sich 1911 nahe Montmartre nieder.

Textbilder - AutoIn Paris etabliert sich der junge Maler schnell und stellt bald in den großen Salons der Zeit aus. Im Laufe des 1. Weltkriegs schließt er sich dem Comité d'action tchèque à l'étranger an, das die Gründung eines von Österreich-Ungarn unabhängigen tschecho-slovakischen Staates zum Ziel hat, an. Auch hier stellt Eberl sein karikaturistisches Talent mit zahlreichen Plakatentwürfen, Flugblätter und Skizzen im Dienste der Sache unter Beweis. 1914 meldet sich Eberl freiwillig zur Tschechoslovakischen Legion, die als in die Fremdenlegion eingegliederter Verband auf Seiten der Alliierten kämpfte. Nach eineinhalb Jahren an der Front zwingt den Künstler eine schwere Verwundung, vom Frontdienst Abstand zu nehmen und er bleibt den restlichen Krieg beim Roten Kreuz tätig. Auch während des Krieges finden Ausstellungen statt, in denen Eberl seine Werke einem immer breiteren Publikum präsentieren kann.

Um 1920 taucht der sich nunmehr seiner neuen französischen Staatsbürgerschaft gemäß François Maurice Eberl nennende Maler in die Welt der berühmten in Montmartre lebenden Schriftsteller Francis Carco, Pierre Mac Orlan und Roland Dorgelès ein. Diese das Leben der Bohème und das Rotlichtmilieu von Montmartre porträtierenden Literaten unterstützen den aufstrebenden Künstler nach Kräften. Zu Eberls Gönnern zählt auch der der Herausgeber des satirischen Magazins Le Crapouillot, Jean Galtier-Boissière. Inspiration und künstlerischen Austausch findet er in seinem Freundes- und Bekanntenkreis, der sich aus fast der gesamten damaligen künstlerischen Elite Montmartres zusammensetzt: Pablo Picasso, Amedeo Modigliani, Maurice de Vlaminck...

In den 20er Jahren nimmt die Karriere François Eberls einen steilen Aufstieg mit vielen Weichenstellungen für sein späteres Leben. Es erfolgen große Einzelausstellungen, die legendäre Kunsthändlerin Berthe Weill förderte ihn mit zahlreichen Schauen in ihrer Galerie, er wird Mitglied im Salon des Artistes Indépendants und in die Freimaurerloge Thélème aufgenommen, deren Räumlichkeiten er 1956 künstlerisch umgestalten wird (G 630, G631). Dazu organisiert er selbst Ausstellungen im In- und Ausland und bemüht sich solidarisch um die Belange von Künstlerkollegen. Auch in seinem Privatleben zeigt sich der Glanz der goldenen zwanziger Jahre. Eberl hält exotische Haustiere (unter anderem einen Löwen und ein Krokodil), fährt Rennen für Bugatti und ist mit seiner aus Dänemark stammenden Frau Frida "Elie" Teil der mondänen exzentrischen Bohème von Paris. Den vorläufigen Höhepunkt erlebt Eberl 1928 mit seiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion.

Textbilder - KatzeAb 1930 beginnt der Künstler, die Sommermonate in Monaco zu verbringen und wird das Fürstentum bald als zweiten Wohnsitz betrachten. In den dortigen Casinos ist er Stammgast.

Im Jahr 1939 veröffentlicht der bekennede Humanist ein frühes Protestbild gegen das Naziregime im Pariser Salon d´Automne: Kulturkampf. Wenig später trifft den Künstler ein Schicksalsschlag - mitten im Krieg stirbt Elie an einem Herzleiden. Eberl zieht sich kurz darauf zur Gänze nach Monaco zurück und wird aktives Mitglied der Résistance. Unter großem persönlichen Risiko fertigt er erneut signierte politische Karrikaturen an, die auch über besetzten Gebieten abgeworfen werden um die Bevölkerung zu mobilisieren. Er beteiligt sich überdies auch daran, durch Deportation bedrohte Juden nach Spanien zu schleusen. 

Nach Kriegsende kehrt François Eberl in sein Pariser Atelier in der Rue Camille Tahan zurück. Ende der 1940er Jahre heiratet er auch erneut. Die neue Frau an seiner Seite ist Béatrice Seidl, eine Bekannte aus der Pariser Zeit, die mittlerweile ebenfalls verwitwet ist. Mit dieser Verbindung bricht eine ruhigere, bürgerlichere Zeit in Eberls Leben an. Eberl fungiert auch als Ersatzvater für Béatrices Stiefsohn Marc-Fréderic. Das Paar verbringt weiterhin die Sommermonate in Monaco, wo der Künstler in der Zwischenzeit zum Ehrenbürger ernannt wurde. Der Künstler beteiligt sich aktiv am Kulturleben Monacos und ist an der Organisation vieler bedeutender Ausstellungen im Fürstentum federführend beteiligt.

Textbilder - Monaco1954 bekommt der Mitbegründer des gleichnamigen Salons den Prix Populiste für eine seiner typischen Milieustudien verliehen.

Am 8. Oktober 1962 stirbt Eberl in seinem Pariser Atelier an einem Krebsleiden und wird seinem Wunsch gemäß in Viliers-le-Bel nahe Paris beigesetzt.

 

 




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